Die Geschichte der Gilde im Zeitablauf

1440

Elendegilde

Die Elendegilde ist Vorläuferin der Gilde, ein Gründungsjahr istnicht bekannt. Sie stiftet einen Altar und eine Vikarie (Anstellung eines Vikars zum Lesen von Messen) für die Nikolaikirche.Der Altar wird an der Südseite der Kirche in einer Nische errichtet, die noch heute erkennbar ist. Die Urkunde ist im Landesarchiv in Schleswig erhalten. Sie trägt das Siegel mit dem Wappen des Rates der Stadt Grömitz, das heute in der GrömitzerFlagge geführt wird. Das Wappen zeigt das halbe Nesselblatt der Schauenburger Grafen, die damals Landesherren waren, und den halben Johannesadler des Klosters Cismar. Hauptzweck der Elendegilde ist die Versorgung der zahlreichen Pilger, die das Kloster Cismar aufsuchen, sowie die Betreuung gestrandeter Schiffer. Den Vorstand der Elendegilde bilden der Abt des Klosters Cismar, der Bürgermeister und ein Grömitzer Bürger.

1440

1492

Gründung

Das Gründungsdatum der Grömitzer Gilde. Darüber sind keine Unterlagen erhalten. Vermutlich haben sich der Abt und das Kloster aus der Gilde zurückgezogen. Wegen Veränderung der Verhältnisse wird die Elendegilde in Brand- und Totengilde umbenannt. Ihre Aufgabe ist die gegenseitige Unterstützung der Gildebrüder bei Feuer und im Todesfalle.

1675

Erstes Kassenbuch

Der Beginn des Kassenbuches als älteste schriftliche Unterlage, die in der Gildelade erhalten ist. Haupteinnahmequelle ist schon damals die „Koppelwiese“, die sich noch heute im Besitz der Gilde befindet.

1675

1724

Erste Blütezeit

Die Gilde erlebt ihre große Blütezeit der Vergangenheit. Die Höchstzahl der Gildebrüder ist auf 120 Personen beschränkt. Eswird zwischen einheimischen und ausheimischen Gildebrüdern unterschieden, die zum Teil von weit herkommen.Die umfangreiche Satzung wird neu gefasst und in ein neues Protokollbuch eingetragen, das heute noch erhalten ist. Aus dem Vorwort geht hervor, dass es auch vorher „an guten … Verfassungen und Gesetzen nie mahle gefehlet“, die in einem „alten Gildebuch“ eingetragen sind. Diese alten Bücher sind aber verschollen.

1729

Ein Herzog als König

Herzog Karl-Friedrich von Holstein-Gottorf ist König der Grömitzer Gilde. Er ist im darauf folgenden Jahr persönlich anwesend und bewirtet die Gilde „mit köstlichen Speisen“. Sein vergoldetes Königsschild befindet sich noch heute an der Königskette.

1729

1746

Leichte Rückschläge

Die Blütezeit hat nur wenige Jahrzehnte gedauert; dann geht es rapide bergab. Die Gilde muss silberne Königsschilder verkau-fen, um die Totengelder auszahlen zu können. Das Protokollbuch ist seit 1743 nicht mehr geführt worden.

1750

Ein Neuanfang

Mit 16 Einheimischen wird ein neuer Anfang gemacht. Ein neues Protokollbuch wird begonnen, in das die neu gefasste Satzung eingetragen wird. Im gleichen Jahr werden das älteste noch vorhandene Mitgliederverzeichnis und das Königsbuch begonnen.

1750

1760

Fahnen für St. Petersburg

Großfürst Peter, der Sohn des Herzogs Karl-Friedrich von Hol-stein-Gottorf, erteilt den Befehl, „daß alle bey denen Schützengilden in Unserem privativen Herzogthum Holstein … gebräuchliche Fahnen nachgemachet und im bevorstehenden Frühjahr von jeder Sorte eine an Uns nach St. Petersburg gesandt werden soll.“ Diese Fahnen befinden sich heute in einer umfangreichen Fahnensammlung im Obergeschoss der Ermitage in St.Petersburg und sind mehrfach nachgezeichnet und katalogisiert.

1764

Ein Kurier der Zarin

In diesem Jahr wird Amtmann David Reinhold von Sievers Schützenkönig. DasKönigsschild an der Königskette trägt seinen vollständigen Titel: „Großfürstlicher Landrat. Amtmann zu Cismar und Oldenburg, Präsident der Städte Neustadt und Oldenburg“. 1762 war Großfürst Peter in St. Petersburg zum Zaren Peter III. ausgerufen worden, aber noch im gleichen Jahre von seiner Frau abgesetzt und in der Gefangenschaft ermordet worden. Nachfolgerin wurde seine Frau als Katharina die Große. David Reinhold von Sievers hat diese Ereignisse als Oberst und Kommandeur eines schleswig-holsteinischen Dragoner-Regiments in St. Petersburg miterlebt. Daraufhin war er aus der Armee ausgeschieden und von Katharina als Amtmann in Cismar eingesetzt worden. Seine Frau, eine Tochter von Herzog Karl-Friedrich und auch Halbschwester von Zar Peter III., wohnte mit vier Kindern im Kieler Schloss. Weil die Familie von Kiel in die Einsamkeit nach Cismar umziehen musste, wurde für sie 1767–69 in die leerstehende Klosterkirche die Amtmannswohnung eingebaut. Weil von Sievers von Zarin Katharina mit einem überdurchschnittlichen Jahresgehalt bedacht worden war, konnte er sich den „Grömitzer Hof“ zusammenkaufen und als Bauernhaus das Landhaus am Markt (heute Landhaus Gosch) errichten, in dem ein Sohn Paul noch etliche Jahre gewohnt hat.

1764

1769

Es geht wieder aufwärts

Hier ist die Jahresrechnung im Kassenbuch ausführlich aufgezeichnet. Die Gilde ist wieder auf 43 Gildebrüder angewachsen, darunter 27 Einheimische.

1774

Ein König als König

1774 wird die Königswürde von Amtmann von Sievers für den dänischen König Christian VII. abgeschossen, der der Gilde 50 Reichsthaler stiftet. Dafür wird unter anderem eine neue Fahnegekauft. Ein Jahr zuvor waren alle herzoglichen Besitzungen in Schleswig und Holstein an den dänischen König übergeben worden, der damit Landesherr wurde.

1774

1776

25 Reichsthaler - ein kleines Vermögen

Es wird die Königswürde für Kronprinz Friedrich, den späteren König Friedrich VI., abgeschossen, der der Gilde 25 Reichsthaler stiftet.

1776

Umwandlung der Gilde

wird die Königliche Brandverordnung (heute Provinzial-Versicherung) auf das ganze Land ausgedehnt und alle Brandgilden, soweit sie der Versicherung dienen, verboten. Die Gilde wird deshalb von „Brand- und Totengilde“ in „Schützen- und Totengilde“ umbenannt und die Satzung neu gefasst.

1776

1781

Ein Unglück...

...beim Schützenfest. Es ist ein Gildebruder durch Platzen des Gewehrs tödlich verun-glückt. Das Schießen wird daraufhin abgebrochen.

1799 / 1800

Der Vogel zieht um

Das Vogelschießen wird vom Vogelberg zwischen Nienhagener Weg und Trift in den damals noch völlig unbebauten Brook ver-legt, weil das Haus des Rademachers Gosch (heute Klaus Will) beim Vogelschießen in Brand geraten war. Die Vogelstange wird im Winkel zwischen der heutigen Schützenstraße und dem Blankwasserweg errichtet.

1799 / 1800

1854

Neue Satzung

Die Gildesatzung wird wieder einmal den veränderten Verhältnissen angepasst, obgleich das ganze 19. Jahrhundert für die Gilde nicht so ereignisreich verläuft wie das vorhergehende. Vorausgeschickt ist ein historischer Rückblick, der schon vermerkt:„Die Gildelade ist noch vorhanden, aber der alte ursprüngliche Vogel und sämtliche älteren Papiere sind verloren gegangen.“

1911

Neue Fahne

In diesem Jahr stiftet Heinrich Sachau eine neue Fahne. Im Protokollbuch ist vermerkt: „Diese Fahne ist gezeichnet mit der vergoldeten Zahl 1492, weil die alte verbrannte Fahne diese Jahreszahl geführt hat.“

1911

1913

Der Vogel zieht nochmal um

Weil der Bau der Pension Fernsicht das Schießen auf dem bisherigen Platz nicht mehr zulässt, wird die Vogelstange auf die Düne vor der Fernsicht verlegt. Dort findet das Vogelschießen1913, 1914 und 1920 bis 1923 statt.

1924

Neues Grundstück

Die Gilde kauft für 300 Mark eine Koppel am Blankwasserweg (heutige Wohnanlage Baltic). Wir können davon ausgehen, dass das Vogelschießen ab 1924 auf diesem Platz stattgefunden hat, der weiterhin „Vogelberg“ genannt wird, obwohl die Vogelstange seit über 100 Jahren nicht mehr auf einem Berg steht.

1924

1927

25 Mark pro Kopf

Es wird auf dem Platz ein massiver Küchenbau errichtet, vor dem zum Vogelschießen ein Zelt aufgestellt wird. Dafür hatte jeder Gildebruder einen Anteil von 25 Mark einzuzahlen. Weitere 99 Anteilscheine wurden gegen Verzinsung ausgegeben.

1934

Dei Gilde öffnet sich

Es wird die Einschränkung aufgehoben, dass nur Hausbesitzer Mitglied der Gilde werden können.

1934

1941/42

Vergrößerung

Die Gilde kauft ein weiteres Grundstück neben dem Vogelberg hinzu, auf dem ein Schießstand errichtet werden sollte.

1946

Nachkriegs-Neugründung

Stephan Heinzel fügt nachstehenden Eintrag ins Protokollbuch ein, der seiner Bedeutung wegen in ungekürztem Wortlaut wie-dergegeben wird: „Die Versammlung der Grömitzer Schützengilde am 10. 6. 43 war wahrscheinlich die letzte. Der Zweite Weltkrieg ist zu Ende und verloren für Deutschland. Sämtliche Feuerwaffen mit Munition mussten abgegeben werden und die Aufrechterhaltung der Schieß- und Schützenvereine wurde verboten. Das Vermögen der Schützengilde unterliegt der Beschlagnahme. Das Zelt der Gilde wurde von unbekannten Tätern durch Einbruch gestohlen. Um noch zu retten, was irgend zu retten ist, beschlossen die ehemaligen Gildebrüder Ferd. Bendfeldt, J. B.Fick, 

Th. Klinkforth, O. Andres, G. Ehlert und 
St. Heinzel, welche bei letzterem Anfang August 1946 zusammen kamen, alle ehemaligen Gildebrüder zu einer Neu-Gründungsversammlung am 9. August 1946 bei Hameister einzuladen. In dieser neu zu gründenden Gilde sollen alle Voraussetzungen erfüllt werden, die von der Brit. Militärregierung gestellt werden. “Am
9. August 1946 wird die Gilde neu gegründet und zur Betonung des nichtmilitärischen Charakters „Grömitzer Bürger- und Totengilde von 1492“ genannt. Dieser Name wird 1949 in „Grömitzer Bürgergilde von 1492“ geändert.

1946

1950

Sie sind zurück

So berichtet der Ältermann Gustav Rath in der Versammlung, dass alle Grundstücke wieder im Besitz der Gilde sind.

1952

Es geht wieder los

Nun beginnt nach zwölfjähriger Pause wieder das jährliche regelmäßige Vogelschießen.

1952

1960

Rock und Hut stehen ihnen gut

Es wird erstmals zum Schützenhut ein einheitlicher Schützenrock und ein grüner Binder getragen. Ab 1961 werden Orden und Ehrenzeichen angelegt.

1967

Die Gidehalle entsteht

1967 leitet der Bau der Gildehalle in der Gildestraße die neue Blütezeit der Gilde ein. Das Vogelschießen und die Feierlichkeitenzum 475-jährigen Jubiläum der Gilde finden in der neuen Halle statt. Die Gildehalle wird ganzjährig an die Gemeinde für sportliche Zwecke verpachtet. Vorausgegangen waren heftige Streitigkeiten über den Fortbestand des Vogelschießens, nachdem der sich ausbreitende Fremdenverkehr das Schießen am bisherigen Standort immer mehr in Frage stellte, aber die Anschaffung neuer Gewehre mit spezieller Munition und die Aufstellung eines Kugelfangs machten den Bau der Gildehalle, der Vogelstange und eines Schießstandes mitten im Ort möglich.Der „Vogelberg“ am Blankwasserweg wird verkauft. Zwei Grundstücke in gleicher Größe werden am verlängerten Blankwasserweg und Am Schoor wieder gekauft.

1967

1974

Wir brauchen Platz

Anbau des Geräteraums an die Gildehalle zur Unterbringungdes umfangreichen Inventars.

1987

Neue alte Flagge

Einweihung der neuen Grömitzer Flagge, die nach dem historischen Wappen von 1440 gestaltet wurde. Die Einweihung findet zum Beginn des Vogelschießens der Gilde vor dem Rathaus statt.

1987

1990

Wir sind gemeinnützig

Gründliche Instandsetzung der Gildehalle durch Gemeinde und Bürgergilde. Im gleichen Jahr wird die Gilde als gemeinnützig anerkannt

1992

500 Jahre Gilde

Die Bürgergilde von 1492 feiert ihr 500-jähriges Jubiläum mitzahlreichen Abordnungen in der Gildehalle. Sie gibt eine Festschrift heraus, in der interessierte Gildebrüder viele weitere Einzelheiten zur Geschichte der Gilde nachlesen können. Diese Festschrift ist noch beim Vorstand erhältlich.

1992

1995

Wir vergrößern uns wieder

Aufgrund des Beschlusses des Gildetages vom 4. 3. 1994 wird mit Kaufvertrag vom

27. 2. 1995 der Versammlungsraum von der Gemeinde Grömitz erworben und anschließend ausgebaut und eingerichtet.

2017

Wir feiern

525 Jahre Gilde sind wirklich ein Grund zum Feiern. Und das tun wir ausgiebig. Schließlich müssen wir bis zum nächsten Jubiläum wieder 25 Jahre warten....

2017

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